Kann Diabetes Schlafstörungen begünstigen?

In den letzten Jahrzehnten hat sich Diabetes zu einer wahren Volksseuche entwickelt. Zusätzlich zu den etwa acht Millionen bekannten Fällen erkranken rund 0,12 Prozent der Bevölkerung innerhalb eines Jahres an der Störung des Zuckerhaushalts – das entspricht einer Zahl von rund 1600 neuen Fällen jeden Tag. Was viele bei der Diagnose nicht wissen und leider oft zu spät erfahren: Neben vielen weiteren Symptomen und Beeinträchtigungen kann Diabetes Schlafstörungen hervorrufen, die in extremen Formen bis zu einem akuten oder chronischen Schlafmangel führen. Weil der Körper den Blutzucker nicht ausreichend und zyklisch mit der Tageszeit reguliert, wirkt sich die Krankheit ebenso negativ auf die Leistungsfähigkeit wie auf die Ruhephasen aus.

Die „Zuckerkrankheit“ – Alltag für Millionen von Menschen

Klar: Ein gutes Bett samt Matratze und Bettwaren ist wichtig, um gut zu schlafen, aber wenn gesundheitliche Gründe den Schlaf stören, reicht das bei Weitem nicht aus. Während sich der Anteil an der, durch eine Autoimmunreaktion ausgelösten, Diabetes mellitus Typ I sich über längere Zeiten wie eine oder mehr Dekaden als weitgehend stabil erweist, nimmt der Typ 2 im Alter durch Risikofaktoren oder -verhalten „erworbene Krankheit“ stark zu. Dabei zeigt sich in vielen Fällen ein direkter Zusammenhang mit der Ernährung und einem erhöhten Körpergewicht bis hin zu einem bedenklichen Übergewicht (Adipositas). Schätzungen gehen davon aus, dass etwa knapp unter zehn Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen ist, wobei sich die Verteilung anhand des Geschlechts, Alters und des sozioökonomischen Status deutlich unterscheidet. Die Wahrscheinlichkeit, an dieser Stoffwechselstörung mit teilweise lebensbedrohlichen Extremen im Blutzucker zu erkranken, liegt am Höchsten für einen mehr als 60 Jahre alten Mann mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30.

Als problematisch erweist sich unter anderem, dass Diabetes in ihren frühen Stadien über eine lange Etappe mit eher unspezifischen Symptomen einhergeht.

Zu diesen gehören bei der Diabetes neben Schlafstörungen zahlreiche störende, jedoch leicht zu ignorierende und vernachlässigbare Beschwerden wie etwa spontane oder dauerhafte Müdigkeit, Depression, Nervenschmerzen (Neuropathien) oder Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen. Sie lassen sich auf eine Vielzahl von unterschiedlichen physischen oder psychologischen Ursachen zurückführen und gelten in ihrer Stärke als schwer zu beurteilen.

Mann mit deutlichem Übergewicht sitzt mit Popcorn vorm Fernseher - Diabetes Schlafstörungen
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Im Durchschnitt vergehen aufgrund dieses Umstands rund acht Jahre, während derer sich der Leidensdruck kontinuierlich erhöht, bis ein Arzt eine neue Erkrankung korrekt diagnostiziert und geeignete therapeutische Maßnahmen einleitet. Dies bedeutet für viele Betroffene, dass sie infolge der Auswirkungen der Diabetes unter Schlafstörungen und weiteren Symptomen leiden, ohne sich der Ursache für diese Einschränkungen der Lebensqualität bewusst zu sein. Das Resultat ist ein zusätzliches und vermeidbares Leiden über einen unter Umständen langen Zeitraum. Bei einer entsprechenden Lebensführung oder medizinischen Therapie lässt es sich in vielen Fällen vermeiden, dass Diabetes den Schlaf beeinträchtigt oder andere spürbare Folgen hervorruft.

Junge Frau schlafend im Sitzen im Büro am Laptop - Diabetes Schlafstörungen
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Krankheit hat deutliche Auswirkungen auf den Schlaf

Der Biorhythmus reguliert den Blutzucker vor dem Schlafen aufgrund von unterschiedlichen äußeren und internen Faktoren wie Stresslevel, Ernährung und körperlicher Konstitution. Als Mittel verwendet der Körper dafür in erster Linie Hormone wie das den Blutzucker senkende Insulin oder das durch Stress ausgeschüttete Cortisol, das die Energiereserven aktiviert und gleichzeitig eine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem ausübt. Um in der Nacht nicht von Beschwerden geweckt zu werden und dauerhaft gut schlafen zu können, muss der Zucker als Energieträger nicht allein über die 24 Stunden eines Tages, sondern ebenfalls in den einzelnen und vergleichsweise kurzen Schlafphasen reguliert werden. So kommen Wissenschaftler und Mediziner anhand moderner Studien zu dem Schluss, dass der Blutzucker im Tiefschlaf deutlich ansteigt und während der für das Träumen verantwortlichen, anschließenden REM-Phase wieder signifikant abfällt.

Mann liegt im Bett, kann nicht schlafen
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Dass Diabetes Schlafstörungen auslösen kann, gilt als unbestritten. Den Ursprung dafür bildet in erster Linie das Verhältnis zwischen dem Zucker abbauenden Insulin und dem für die Aktivierung von Energiereserven zuständigen Cortisol. Die fehlerhafte Steuerung führt unter anderem dazu, dass der Blutzucker vor dem Schlafen langsam absinkt und sich auf einem niedrigen Niveau befindet. Wenn der Körper in den frühen Morgenstunden dann mit der Produktion von Cortisol beginnt, resultiert dies in einer starken Überzuckerung, die zwar keine Schlafstörungen direkt auslöst, aber hohe Müdigkeit, Kopfschmerzen und ähnliche Beschwerden beim Erwachen verursacht. Akute und chronische Schlaflosigkeit entsteht allerdings durch eine gegenteilige Reaktion, bei der die Betroffenen im Schlafen der für den Stoffwechsel erforderliche Zucker fehlt – sie reagieren auf den Mangel durch heftiges Schwitzen, zu schnellem Herzschlag (Herzrasen oder -klopfen), anhaltende Unruhen und in extremen Fällen mit Verwirrung und Aggressivität.

Neben diesen primären Effekten treten selbstverständlich Folgewirkungen auf, die unter anderem auf den Schlafmangel oder – bei einer zeitlich vollständig ausreichenden Nachtruhe – auf die stark reduzierte Qualität zurückzuführen sind. Als Schlafstörungen gelten in diesem Zusammenhang Symptome, die sich mehrfach in der Woche über einen Zeitraum von mehr als einem bis zwei Monate einstellen. Eine chronische Schlaflosigkeit liegt hingegen vor, wenn die Personen innerhalb mehrerer Monate und an jedem zweiten oder dritten Tag über 30 Minuten benötigen, um Schlaf zu finden. Leider ist es trotz der Hinweise nicht möglich, Diabetes direkt oder mittelbar auf eine derartige Diagnose zurückzuführen – die Ursachen für Schlaflosigkeit sind schlicht zu vielfältig und betreffen Menschen unterschiedlichen Alters. Aufschlüsse gibt ohne eine konkrete Untersuchung und teilweise umfangreiche Analyse etwa im Schlaflabor hier lediglich die statistische Wahrscheinlichkeit und andere symptomatische Indizien.

Junge Frau im Schlaflabor
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Schlafstörungen durch Diabetes: verschiedene Symptome sind typisch

Dass Diabetes den Schlaf beeinflusst, liegt nicht allein an den konkreten Auswirkungen der Krankheit, sondern ebenfalls an zahlreichen sekundären Effekten, die ihrerseits teils gravierende Schlafstörungen auslösen. So befördert es unter anderem das Schnarchen und das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS), bei dem es im Schlafen zu längeren Aussetzen der Atmung kommen kann. Einige charakteristische Merkmale stellen ein spontanes Erwachen, daraus resultierende nächtliche Schlaflosigkeit und eine unzureichende Versorgung mit Sauerstoff in kritischen Ruhephasen dar.

Eine weitere Folgeerscheinung, die sich ebenfalls unabhängig vom Blutzucker auf den Schlaf auswirkt, besteht in einem deutlich erhöhten Risiko für andere Krankheiten. Zu den beiden gravierendsten unter ihnen zählen auf physischer Ebene starke Schmerzen durch Nervenschäden sowie unter psychischen Aspekten dauerhafte oder wiederkehrende Depressionen mit Schlafmangel und Tagesmüdigkeit. Im Vergleich zu der weiteren Bevölkerung leiden etwa doppelt so viele Diabetiker unter dieser nicht zu unterschätzenden Erkrankung, die ihrerseits ebenfalls kurzfristige und chronische Schlafstörungen führen. Auch aus diesem Grund fällt es ohne eine exakte und technische Beobachtung mitunter schwer, Ursache und Wirkung unterschiedlicher Krankheiten zu unterscheiden.

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Diabetes und Schlafstörungen – keine einseitige Beziehung

Die Wechselwirkung zwischen dem Stoffwechsel, Diabetes, Schlafstörungen und zusätzlicher Leiden wie Neuropathie und Depression bleiben trotz intensiver Forschung seit der Jahrtausendwende in weiten Bereichen ungeklärt. Es ist noch lange nicht umfassend erklärt, inwiefern sich die Krankheiten gegenseitig auslösen und welchen physiologischen Einfluss sie auf ihren jeweiligen Verlauf nehmen. Eine frühe Erkennung von Diabetes stellt allerdings einen Schlüssel für eine rechtzeitige Therapie und die Prävention von Folgekrankheiten dar – aus diesem Grund sollte bereits bei einem Verdacht eine medizinische Untersuchung zum Beispiel beim Hausarzt erfolgen, die die Ursache Diabetes für Schlafstörungen und als potenziellen Risikofaktor ausschließt oder dessen Symptome frühzeitig auf ein Minimum begrenzt.