Matratzen-Recycling

« Wie entsorge ich alte Matratzen nachhaltig? »

Spätestens nach etwa zehn Jahren hat selbst eine hochwertige Matratze das Ende ihrer Lebensdauer erreicht – es empfiehlt sich neben dem Materialverschleiß nicht zuletzt aus hygienischen Gründen, diese durch ein angemessenes Matratzen-Recycling zu entsorgen. Das stellt allerdings oft ein unerwartetes Problem dar, denn obwohl sie aus verwertbaren Rohstoffen besteht, bleibt die Frage offen, wo sich ein altes Unterbett so entsorgen lässt, sodass es auch effizient wiederverwertet wird. Der Hausmüll scheidet dabei aus naheliegenden Gründen und bereits schlicht aufgrund der Größe ohnehin aus – doch wo lässt sich das (ehemals) gute Stück abgeben, ohne auf einer Deponie zu landen und stattdessen durch ein professionelles Recycling nachhaltig wieder in einen Kreislauf für Wertstoffe zu gelangen?

Begrenzte Haltbarkeit: nach einem Jahrzehnt ist Schluss

Nur die wenigsten Menschen machen sich klar, welchen enormen physikalischen und biologischen Belastungen eine Matratze dauerhaft ausgesetzt ist. Sie muss über viele Jahre einem täglich wiederkehrenden mechanischen Druck widerstehen, während sich im Inneren chemische Prozesse abspielen und darüber hinaus Mikroorganismen wie Milben und Bakterien das Material schwächen und teilweise zersetzen. Aus diesem Grund empfehlen Experten generell, eine Unterlage nach spätestens zehn Jahren durch eine neue zu ersetzen, um einen erholsamen und ergonomischen Schlaf zu gewährleisten.

Der Ursprung für die begrenzte Haltbarkeit liegt vor allem in der Belastung, die sich selbst durch eine regelmäßige und sorgfältige Pflege nicht verhindern oder in ihren Konsequenzen vermeiden lässt. Der verwendete Schaumstoff besteht aus einem Geflecht aus Kunststoff oder natürlichem Latex und besitzt eine Vielzahl von Hohlräumen, in denen Luft in einer kleinen Kammer eingeschlossen ist. Diese Eigenschaft bildet die unverzichtbare Voraussetzung für die Elastizität des Materials und den erwünschten Federeffekt. Dieser geht im Laufe der Zeit jedoch zwangsläufig zurück, weil Brüche entstehen und die gesamte Struktur dadurch dauerhaft und irreparabel geschwächt wird. Praktisch verliert ein Bett dadurch kontinuierlich an der für einen anatomisch günstigen und erholsamen Schlaf erforderlichen Stützkraft, so dass sich Matratzen von einer optimalen Schlafstätte schleichend in eine einfache und feste „Liege“ verwandeln.

Matratze auswechseln
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Materialdichte als Faktor für Haltbarkeit

Wichtigster Faktor für die Haltbarkeit und die langfristige Rückstellkraft stellt die Materialdichte dar, die sich in dem Raumgewicht widerspiegelt. Es bezeichnet die Menge von Rohstoff und die Größe der bei der Herstellung entstehenden Einschlüsse. Je größer eine Kammer ist und je weniger Wände die Struktur stützen, desto eher fällt sie in sich zusammen, weil die Verbindungen zwischen den haltenden Molekülen brechen. Dieses Merkmal macht den entscheidenden Unterschied zwischen hoch- und minderwertigen Schaumstoffen aus und begründet neben anderen Faktoren – etwa nachhaltig erzeugte Rohstoffe – aufgrund der Komplexität bei der Fertigung ebenfalls die teilweise extrem hohen Preisdifferenzen zwischen unterschiedlichen Produkten mit identischer Matratzengröße.

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Alter Schaumstoff – kein Müll, sondern wertvoller Rohstoff für das Recycling

Mit Ausnahme von speziellen Lösungen wie biologisch hergestelltes Latex und Federkernmatratzen aus Baumwolle bestehen die heutigen Kaltschaum-, Visco- und Gelmatratzen weitgehend aus Polyurethan (PU), das seinerseits durch Raffinierung und Polymerisation aus Rohöl gewonnen wird. Für die Produktion sind neben den direkten Ausgangsstoffen hohe Energiemengen und eine umfangreiche Prozesskontrolle erforderlich. Entsprechend aufwendig gestaltet sich die Herstellung in einem industriellen Maßstab. Als hochwertiger und chemisch erzeugter Kunststoff verrottet Schaumstoff nicht und kann rein biologisch nicht abgebaut werden – andernfalls wäre es nach einer Millionen Jahre andauernden Zersetzung heute unmöglich, Rohöl zu finden, geschweige denn zu fördern.

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Im 20. Jahrhundert wurde dieser Umstand eher pragmatisch angegangen – aus aktueller Sicht könnte man allerdings genauso gut nachlässig sagen. Weil die Aufspaltung der chemischen Verbindungen eine aufwendige Refraktionierung einschließt, galt es als nicht effizient und erforderlich, gebrauchte Materialien und Rohstoffe zu entsorgen, indem sie einem technisch möglichen, aber arbeits- und kostenintensivem Recycling unterzogen werden. Im günstigsten Fall bestand das Matratzen-Recycling bis vor wenigen Jahren in einem effizienten Verbrennen, bei dem möglichst wenige Schadstoffe entstehen – eine Wiederverwertung oder gar ein Upcycling erschien aus der damaligen Perspektive als ebenso überflüssig wie kostenintensiv und bot keine lukrativen Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung.

Glücklicherweise hat sich dieser Ansatz mittlerweile gewandelt – angesichts der steigenden Problematik durch Müll, Phänomenen wie die inzwischen weltweit besorgniserregende Verbreitung von Mikroplastik und nicht zuletzt dem Bewusstsein, dass es sich bei Abfällen oft um wertvolle Rohstoffe handelt, hat das Matratzen-Recycling ebenfalls einen neuen Stellenwert erhalten. Es liegt nicht allein in einem gesellschaftlichen, sondern darüber hinaus in einem wirtschaftlichen Interesse, die verfügbaren Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Aus diesem Grund beschäftigen sich seit etwa zwei Jahrzehnten zunehmend global agierende Konzerne mit dem Problem, das Matratzen-Recycling nachhaltig zu gestalten, statt diese einfach als Müll mit einer nahezu unbegrenzten Verwitterung zu entsorgen.

Recycling
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Praktische Tipps – wo ist ein Recyling möglich?

Die einfachste Möglichkeit für ein professionelles Recycling besteht darin, sie zu einem Rohstoffhof zu bringen, der darauf spezialisiert ist, Wertstoffe sachgerecht zu trennen und zu entsorgen beziehungsweise zu verwerten. Sollte das alte Unterbett allerdings nach wie vor in einem guten Zustand sein, existiert selbstverständlich ebenfalls die Option, diese für ein gemeinnütziges Projekt zu spenden, um eine weitere Nutzung zu ermöglichen. In einigen Fällen scheitert diese Variante für ein kostenfreies und zugleich sachgerechtes Recycling allerdings einfach daran, dass sich der Transport allein wegen der Matratzengröße schwierig gestaltet.

In diesem Fall bietet der Sperrmüll eine weitere Alternative. Neben privaten Entsorgern, die in unregelmäßigen Intervallen und speziell in Großstädten Matratzen abholen, bieten kleinere Kommunen die Abholung häufig als einen kostenpflichtigen, aber vergleichsweise günstigen Service an. Die Gebühren belaufen sich hier meist auf einen niedrigen zweistelligen Betrag und gelten universell für die Anfahrt – ein entsprechender Auftrag eröffnet dadurch eine geeignete Gelegenheit, das Haus zu entrümpeln und weitere Möbel oder Gegenstände quasi im Paket zu entsorgen und ein fachgerechtes Recycling zu gewährleisten.

Matratzen-Recycling
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Kreative Wege, um eine alte Matratze zu entsorgen – Upcycling statt Recycling

Ein vollständig neuer Trend besteht darin, vermeintlichen Müll kreativ weiterzuverarbeiten und zu nutzen, um einen praktischen Mehrwert zu schaffen. So lassen sich zum Beispiel Schaumstoffmatratzen leicht mit einem Teppichmesser zerteilen und anschließend in eine gewünschte Form schneiden. Eine typische Verwendung stellt etwa das Herstellen von Kissen oder Auflagen in einer individuellen Größe dar. Der Fantasie sind allerdings in diesem Zusammenhang kaum Grenzen gesetzt. So bestehen zum Beispiel viele Waffen auf Mittelalterfesten oder den sogenannten Life-Rollenspielen aus altem Schaumstoff, der in die passende Form geschnitten und mit einer passenden Latexfarbe für eine optische Holz- oder Metalloberfläche beschichtet wird.

Matratzen-Recycling - Spielzeug-SC´chwert
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Abgesehen von diesem ästhetischen und funktionalen Upcycling bieten sich ebenfalls rein praktische Verwendungen an. So eignet sich der Schaumstoff unter anderem als vielseitige, hochwertige und individuell formbare Dämmung für Wärme oder Akustik. Der Kreativität sind in diesem Fall keine Grenzen gesetzt und eines ist sicher: Upcycling ist mit Sicherheit die optimale Methode, um eine alte Matratze zu entsorgen und ihr einen neuen Nutzen zu ermöglichen. Dabei existieren keine Gründe und Grenzen, die beim eigenen Matratzen-Recycling Anlass zu Bedenken, Zurückhaltung oder Vorsicht liefern würden. Da das Recycling durch professionelle Anbieter ohnehin eine Trennung und Weiterverarbeitung von Rohstoffen vorsieht, nehmen alle Entsorger wie Wertstoffhöfe oder der Sperrmüll die Matratzen auch in einem schlechten Zustand oder zerschnitten an.