Mit offenem Fenster schlafen

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An der einfachen Frage nach einem geöffneten Fenster entzweien sich nicht selten die Meinungen – die einen können nicht auf frische Luft verzichten, die anderen kommen wegen des zusätzlichen Lärms, dem Staub und Schmutz, Smog und den Insekten gar nicht erst zur Ruhe. Auch Kompromisse sind in dieser Frage nur schwer zu finden, denn der Unterschied zwischen einem halb und einem ganz geöffneten Fenster ist klein, der zwischen offen und geschlossen hingegen umso größer. Abseits der in einigen Fällen beinahe ideologisch geführten Auseinandersetzungen von Teilnehmern mit fester Überzeugung stellt sich fast jedem Menschen irgendwann die Frage, ob es nun gesund oder ungesund ist, mit offenem Fenster zu schlafen.

Zwei Experten, drei Ansichten und vier Ratschläge

Nicht nur im privaten Umfeld scheiden sich an der Frage, ob ein Mensch mit offenem Fenster im Bett zu schlafen sollte oder nicht, die Geister. Sie wird auch unter Medizinern und Wissenschaftlern kontrovers und teilweise leidenschaftlich diskutiert, ohne dass ein allgemeiner Konsens gefunden wurde. Es gibt sowohl Aspekte, die eindeutig dafür wie auch bestimmte Umstände, die dagegen sprechen. Einigkeit besteht einzig und allein in dem Punkt, dass ein offenes Fenster die Schlafqualität deutlich beeinflusst und deshalb einen wichtigen Faktor für die Erholung in der Nacht darstellt.

Fenster offen: ja oder nein?
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Darüber hinaus existieren für viele der entstehenden Probleme einfache Lösungen, die die negativen Effekte weitgehend beseitigen. Es handelt sich letztendlich um eine persönliche Entscheidung, die individuell anhand unterschiedlicher Aspekte getroffen werden muss. Um diese zu erleichtern, ist es notwendig, einige Fakten und wichtige Begleiterscheinungen zu betrachten und Für und Wider gegeneinander abzuwägen. Aus diesem Grund ist die Überschrift weniger polemisch, als es zunächst den Anschein haben mag – ob ein Fenster offen oder geschlossen ist, zieht zahlreiche Folgen nach sich, die mit verschiedenen Ratschlägen unterstützt oder vermieden werden können.

Frischluft erhöht die Schlafqualität nachweislich

Messungen im Labor haben ergeben, dass der Anteil an Kohlendioxid in der Luft beim Schlafen in geschlossenen Räumen im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie bei einem offenen Fenster ist. Dies bewirkt eine verminderte Sauerstoffversorgung und führt zu schnelleren Atemzügen sowie zu einer Alarmierung des körpereigenen Abwehrsystems, dem Ausschütten von Stresshormonen und zu vermehrten und stärker ausgeprägten Bewegungen des Schlafenden. Umgekehrt kommt ein Mensch bei verstärkter Zufuhr von Sauerstoff leichter zur Ruhe und kann die körpereigenen Funktionen drosseln, ohne dass die Versorgung darunter leidet. In der Folge entspannen sich Muskeln und der Organismus benötigt weniger Energie, um die lebensnotwendigen Funktionen aufrechtzuerhalten. Das führt insgesamt zu einem ruhigeren, tieferen und insgesamt erholsameren Schlaf.

Frische Luft erhöht die Schlafqualität
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Ein offenes Fenster erhöht gleichzeitig die Belastungen

Allerdings dringt nicht allein frische Luft ein, wenn Menschen mit einem offenen Fenster schlafen. Es ermöglicht ebenfalls anderen und nicht erwünschten Stoffen einen freien Zutritt zu dem Schlafzimmer – angefangen von Nanopartikeln wie Feinstaub über schädliche Autoabgase und pflanzlichen Reizstoffen wie Pollen bis hin zu nächtlichen Besuchern der Tierwelt wie Fliegen, Nachtfaltern und Mücken. Einige dieser ungebetenen Eindringlinge lassen sich durch engmaschige Gitter aussperren. Das ist leider mit zusätzlichen Kosten verbunden und nur bis zu einer bestimmten Größe – etwa der von Pollen – möglich, kleinere Elemente wie Gasmoleküle oder Nanoverbindungen können auf mechanischem Weg nicht aufgehalten werden.

Verbesserte Regulierung des Raumklimas

Im Schlaf atmet ein Mensch nicht allein große Mengen Kohlendioxid aus, sondern ebenfalls Feuchtigkeit – ein Umstand, den jeder anschaulich nach einer Nacht in einem wasserdichten Zelt beobachten kann. Während einer Nacht gibt ein Mensch beim Schlafen bis zu einem Liter Flüssigkeit an seine Umgebung ab – einen Teil davon durch Verdunstung, einen weiteren bedeutenden über die Atmung. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer hat ebenfalls negative Auswirkungen auf das Schlafen – in Verbindung mit einem warmen Klima führt sie zu einer sprunghaften Vermehrung von Keimen und Mikroorganismen, bei Kälte wiederum kühlt sie den Körper stark aus. Um sie auf einem konstanten und optimalen Niveau zwischen 40 Prozent und 60 Prozent zu stabilisieren, eignen sich Holzmöbel und eine gute Durchlüftung.

Ein reguliertes Raumklima für einen guten und gesunden Schlaf
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Höhere Zufuhr von Allergenen

Wenn Pflanzen während der warmen Sommermonate ihren Pollen verteilen, verteilt sich dieser durch ein offenes Fenster selbstverständlich ebenfalls in dem Schlafzimmer. Für gesunde und unempfindliche Menschen bedeutet dies keinerlei Belastung, Allergiker reagieren jedoch unverzüglich auf diesen Umstand und entwickeln ihre spezifischen Symptome. Sie sollten deshalb auf den Pollenkalender achten, wenn sie mit offenem Fenster schlafen möchten und an stark belasteten Tagen lieber auf die frische Luft verzichten.

Besserer Schlaf bei tiefen Temperaturen

Zwei häufig geäußerte Argumente dafür, mit offenem Fenster zu schlafen, sind auch die Behauptungen, dass der Mensch bei niedrigen Temperaturen besser schliefe und die Kälte das Immunsystem verbessern würde. Bei beiden Annahmen handelt es sich allerdings weitgehend um allgemeine und durch die Wissenschaft nicht bestätigte oder sogar teilweise widerlegte Hypothesen. Friert eine Person im Schlaf, versuchen die Muskeln zusätzliche Wärme zu erzeugen, indem sie sich anspannen und die Energiezufuhr steigern. Dass dieser Umstand nicht zu einem erholsamen Tiefschlaf beiträgt, liegt auf der Hand. Darüber hinaus resultieren daraus unter Umständen anhaltende Verspannungen und andere Beschwerden, weil der Mensch sich instinktiv zusammenrollt, um die Wärmeverluste zu begrenzen.

Auch im Winter gut schlafen - mit offenem Fenster
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Auch die Behauptung, dass die niedrige Temperatur einen positiven Effekt auf das Immunsystem ausüben würde, ist durch keine objektive und repräsentative Studie belegt. Wahr ist zwar, dass in einem gewissen Rahmen eine Gewöhnung eintritt – statistisch gesehen erkranken die Personen, die mit offenem Fenster schlafen, aber ebenso häufig wie ihre Mitbürger. Darüber hinaus ergeben sich auch negative Effekte – allen voran die höheren Heizkosten durch die entstandene Kältebrücke nach außen.

Hohe Lärmbelastung verhindert Tiefschlaf- und Regenerationsphasen

Der schädliche Einfluss von Lärm auf die Gesundheit ist unbestritten – stört dieser die Ruhephasen, verstärken sich der negative Effekt und seine Konsequenzen deutlich. Allerdings sind die Toleranz und die gefühlte Beeinträchtigung individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt und bis zu einem gewissen Grad ebenfalls kulturell geprägt. Grundsätzlich ist ein geöffnetes Fenster zu einer viel befahrenen Straße allerdings fast immer skeptisch zu beurteilen – ein Auto, das in etwa 10 Meter Entfernung passiert, verursacht eine Lautstärke von etwa 75 Dezibel, ein LKW erreicht Werte bis zu 100 Dezibel. Beides liegt deutlich über dem von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Schwellenwert von 65 Dezibel, ab dem eine gesundheitliche Beeinträchtigung nach Ansicht von Wissenschaftlern und Ärzten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist.

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Entscheidung hängt von individuellen Voraussetzungen ab

Aus allen diesen unterschiedlichen Faktoren wird deutlich, dass es in erster Linie von den lokalen und individuellen Bedingungen abhängt, ob es gesundheitsfördernd oder -schädigend ist, mit offenem Fenster zu schlafen. Darüber hinaus lassen sich viele der negativen Effekte mit einfachen Mitteln wie Ohrstöpseln, einer zusätzlichen Decke oder speziellen Fenstergittern reduzieren, die positiven aber nur relativ schwer auf andere Weise herstellen. Eine geöffnete Tür zu einem benachbarten Raum bewirkt etwa eine deutlich schlechtere Durchlüftung und führt zu einem geringeren Sauerstoffniveau. Es ist aus diesem Grund durchaus empfehlenswert, das Fenster über Nacht zu öffnen, falls dies die Rahmenbedingungen zulassen. Unter ungünstigen Umständen überwiegen die negativen Einflüsse allerdings den Nutzen und sollten deshalb berücksichtigt werden. Wichtig ist in erster Linie, dass sich eine Person in dem Schlafzimmer wohl und sicher fühlt – dieser Faktor stellt deshalb auch das wichtigste Kriterium für eine Entscheidung.