Somniloquie: das Reden im Schlaf

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Es ist ein weit verbreitetes Phänomen: Somniloquie. So bezeichnen Mediziner und Forscher das Sprechen während des Schlafs. Für die Betroffenen und auch deren Partner ist der Umgang mit dieser Art der Schlafstörung nicht immer einfach. Doch die positive Nachricht ist, dass es sich um eine leichte und harmlose Störung handelt, die in den meisten Fällen keine spezielle Behandlung erfordert. Problematisch ist lediglich, wenn sich die Somniloquie in Verbindung mit anderen und schwereren Symptomen wie etwa dem Schlafwandeln (Somnambulismus) äußert. Warum man den Worten, die im Schlaf gesprochen werden, in der Regel keine Bedeutung beimessen sollte und was die Ursachen dieses Phänomens sein können, das erfahren Sie in diesem Artikel.

Somniloquie – ein weit verbreitetes Phänomen

In der Medizin unterscheiden Ärzte zwischen einer Vielzahl von Schlafstörungen (Parasomnie). Nicht wenige unter ihnen üben einen negativen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Betroffenen aus. Zu den wissenschaftlich erfassten und diagnostisch definierten Parasomnien zählt ebenfalls, wenn Menschen im Schlaf reden. Dieses Schlafphänomen ist als Somniloquie bekannt und in der Gesamtbevölkerung weltweit verbreitet. Bereits seit der Antike wird sie vielfach beschrieben.

Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Menschen, während sie schlafend im gemütlichen Bett liegen, sprechen oder lachen. Statistische Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa jedes siebte Kind regelmäßig im Schlaf spricht. In bestimmten Altersgruppen tritt dies sogar etwa bei der Hälfte auf. Bei Erwachsenen verläuft das Schlafen generell ruhiger. Dennoch treten unerwünschte motorische Bewegungen wie die Somniloquie häufiger auf, als man es vermutet. Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass der Anteil der „Schlafsprecher“ in der erwachsenen Bevölkerung bei etwa 25 Prozent bis 45 Prozent liegt, wobei weniger als fünf Prozent der Betroffenen periodisch wiederkehrend im Schlaf reden.

Schlaflose Frau im Bett
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Ursachen für eine Somniloquie sind weitgehend unbekannt

Obwohl in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte in der Forschung über Funktion, Ablauf und Wirkung des Schlafs erzielt wurden, gibt es auf diesem Gebiet noch viele Geheimnisse. Auch die Ursachen vieler Parasomnien bleiben ein Mysterium. Diese Tatsache und teilweise widersprüchliche Thesen und Beobachtungen führen immer wieder zu heftigen Kontroversen unter Wissenschaftlern. Auch die Suche nach den Ursachen für das Reden im Schlaf verlief bislang ergebnislos – sie sind nicht eindeutig geklärt.

Analysen durch Schlaflabore ergeben, dass entgegen der allgemeinen Annahme viele Menschen nicht ausschließlich in den REM- oder Traumphasen reden. Die Äußerungen treten stattdessen häufig ebenfalls während des Übergangs zwischen Tief- und Leichtschlaf sowie in traumfreien Zeiten zwischen unterschiedlichen REM-Episoden auf. Zu dieser Beobachtung passt, dass sie sich inhaltlich zwar auf das Traumgeschehen beziehen können, dies jedoch eher die Ausnahme als die Regel zu sein scheint.

Wie bei nahezu jeder Parasomnie existiert nicht ein einziger Auslöser für Somniloquien. Die Ursache setzt sich stattdessen aus einer Reihe von Risiko- und Umweltfaktoren zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken. Zu diesen zählen insbesondere physische und psychische Belastungen. Dazu zählen zum Beispiel übermäßiger Alkoholgenuss, die Einnahme von psychoaktiven Medikamenten, dauerhafter Stress und Störungen des Schlafrhythmus etwa durch Jetlag oder Schichtarbeit. Darüber hinaus gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die genetische Veranlagung das Auftreten des Phänomens begünstigt. Um die Symptome zu lindern, ist es in jedem Fall zuträglich, eine angenehme Atmosphäre im Schlafzimmer zu schaffen, indem man für eine bequeme Matratze und komfortable Bettwaren sorgt.

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Ächzen, Stöhnen oder eine formvollendete Unterhaltung

Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch das Ausmaß der Äußerungen, die Betroffene während des Schlafs von sich geben, unterscheidet sich auffällig. Der überwiegende Teil besteht aus einfachen Lauten oder Silben beziehungsweise aus wenig artikulierten Sprachfetzen, die für Außenstehende kaum verständlich sind. Einige Betroffenen sprechen aber in vollständigen Sätzen. Sie formulieren komplexe Zusammenhänge, ziehen logische Schlussfolgerungen und erzählen teilweise sogar längere Geschichten mit einfachen Handlungsebenen. Wieder andere verfügen sogar über kommunikative Fähigkeiten und reagieren auf Ansprache mit sinnvollen und zusammenhängenden Antworten. Mit ihnen lassen sich sogar Dialoge führen, an die sie sich anschließend nicht mehr erinnern. Dieses Schlafphänomen erinnert an eine Hypnose. Allerdings sind die Schläfer im Unterschied zu dieser nicht für eingegebene Sinneseindrücke oder Wahrnehmungen empfänglich.

Eine Frau träumt etwas Fantastisches
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Plaudert man im Schlaf Geheimnisse aus?

Interessant ist ebenfalls der Inhalt, über den Menschen bei einer Somniloquie sprechen – sofern dieser überhaupt verständlich ist, was bei weniger als der Hälfte aller Ereignisse der Fall ist. Die Sorge, jemand würde im Schlaf Geheimnisse verraten, erweist sich dabei als weitgehend unbegründet. Denn schließlich sind die meisten Laute ohnehin unverständlich. Außerdem ist die thematische Bandbreite der typischen Äußerungen sehr groß, unzusammenhängend und zeigt kein spezifisches Muster. Selbst wenn es also um theoretisch brisante Inhalte gehen sollte, besteht eine minimale Wahrscheinlichkeit, dass sich daraus sinnvolle und verwertbare Rückschlüsse ziehen lassen.

Ein Mann redet im Schlaf
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Ursache für Beziehungskrisen?

Größer ist hingegen die Gefahr durch Missverständnisse. Etwa, weil ein Partner das Gesagte nicht eindeutig als Somniloquie identifiziert oder weil er zum Beispiel hinter einem Namen, den der Schlafende ausspricht, eine heimliche Liebschaft vermutet. Tatsächlich muss sich der Partner bei einem solchen Vorfall nicht sorgen. Denn eine französische Studie mit 232 Probanden in Paris hat ergeben, dass viele unter ihnen im Schlaf weniger reden, als vielmehr schimpfen. Etwa zehn Prozent aller Äußerungen bestanden in Kraftausdrücken oder Beschimpfungen anderer Menschen und Personengruppen. Die beteiligten Wissenschaftler gehen davon aus, dass während einer Somniloquie die bewussten und antrainierten Hemmschwellen – ähnlich wie bei Alkohol oder einigen Drogen – sinken und die Sprecher sich impulsiv und freimütig ausdrücken.

Frau ist erzürnt über ihren schlafenden Partner
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Therapeutische Behandlung bei einer Somniloquie

Tritt die Somniloquie isoliert und ohne Verbindung zu anderen Schlafstörungen, gesundheitlichen Schwierigkeiten oder psychologischen Problemen auf, besteht aber kein Grund zur Beunruhigung. Eine Behandlung ist hier lediglich in Ausnahmen erforderlich. Oft reichen dafür bereits milde, therapeutische Mittel wie Übungen zur Entspannung, leichte Meditation, eine Umstellung der abendlichen Gewohnheiten oder die Schaffung einer optimalen Schlafumgebung. Angenehme Decken und Kissen, die richtige Temperatur im Schlafzimmer und ansprechende Möbel sind einige Faktoren, die in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden sollten.

Anders sieht es aus, wenn sich die Somniloquie als Symptom einer komplexeren Ursache zeigt. So tritt sie zum Beispiel oft bei Fällen von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) und einigen anderen psychischen Extremsituationen auf und kann ein Warnsignal für eine seelische oder geistige Überbelastung darstellen. Hier lässt sich – anders als bei der „gewöhnlichen“ Somniloquie – jedoch leichter ein thematischer Bezug zwischen den Inhalten der Mitteilungen und der Ursache herstellen. Besteht der Verdacht auf eine solche Verbindung, weil zum Beispiel Menschen spontan anfangen, im Schlaf zu reden, obwohl sie dies früher niemals getan haben, sollte unbedingt ein fachkundiger Arzt oder Experte hinzugezogen werden. Wie bei anderen Schlafstörungen müssen hier die Ursachen der Parasomnie beseitigt werden, da eine rein medikamentöse Behandlung lediglich die Symptome unterdrückt. Die auslösenden Probleme bleiben dann aber bestehen.

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Somniloquie ist kein Anlass zur Sorge

Wenn Menschen schlafen, dann ist es völlig normal, dass sie sich bewegen. Nicht wenige stöhnen, sprechen oder reden immer wieder mehr oder weniger deutlich vor sich hin. Dieses Verhalten ist an sich normal und stellt keinen Anlass zur Besorgnis dar. Es handelt sich um einen unbewussten Vorgang, bei dem einige Signale nicht vollständig vom Unterbewusstsein und der Körpermotorik unterdrückt oder blockiert werden. Die Somniloquien zählen in der Regel nicht zu den Schlafstörungen, die eine spezielle und zielgerichtete Behandlung erforderlich machen. In Fachkreisen werden sie deshalb nicht als problematische Symptome, sondern eher als Schlafphänomen oder Verhaltensauffälligkeit eingestuft.

Schlafende Dame
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Aus ihnen resultiert keine konkrete Gefahr für die Betroffenen. Ein Leidensdruck entsteht hingegen eher für Angehörige und Lebenspartner, falls die Äußerungen regelmäßig und in hoher Lautstärke erfolgen oder irritierende Inhalte wie Schreien oder Schimpfwörter beinhalten. Die Bedeutung der Äußerungen sollte aber generell nicht überschätzt werden. Ein regelmäßiges oder spontanes Auftreten muss in einem großen Kontext betrachtet werden, erweist sich jedoch ohne konkrete Ursache oder weitere Symptome fast immer als unbedenklich.