Was ist Parasomnie?

Eine Parasomnie hat fast jeder schon einmal selbst erlebt oder zumindest beobachtet. Sie gehört zu den Schlafstörungen, denen ein gewisser Gruselfaktor eigen ist: von Albträumen über Schlafwandeln bis hin zu absonderlichem Verhalten im Schlaf. Daher kommt sie auch in Filmen gerne vor – meist im Genre Horror. Was aber genau steckt hinter Parasomnien und was lässt sich dagegen unternehmen?

Verhaltensauffälligkeit im Schlaf

Der Begriff Parasomnie setzt sich zusammen aus dem griechischen „pará“ mit der Bedeutung „während, bei, neben“ und dem lateinischen „somnus“ für „Schlaf“. Dementsprechend fallen darunter alle unangemessenen Verhaltensweisen, die während des Schlafes auftreten. Ebenso wie die sogenannten Insomnien, also die Ein- und Durchschlafstörungen, können sich Parasomnien in ausgeprägter Müdigkeit und einer abgeschlagenen Verfassung am nächsten Tag bemerkbar machen. Allerdings äußern sie sich nicht wie die bekannten Schlafstörungen in der Schwierigkeit, schlafen zu können. Vielmehr neigt der Schlafende hier zu besonderen Ereignissen, an denen er teils sogar aktiv beteiligt ist. Dazu zählen recht harmlose Erscheinungen wie etwa Zuckungen beim Einschlafen. Aber auch folgenschwerere Verhaltensauffälligkeiten wie das Schlafwandeln oder Schlaflähmungen gehören zum Bereich der Parasomnie.

Mann sitzt müde auf dem Bett, Kopf in die Hand gestützt - Parasomnie
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Häufig auftretende Phänomene und deren Ursachen

Es existiert nicht eine klare Form der Parasomnie. Stattdessen gliedern sich die Schlafprobleme in verschiedene Gruppen, je nachdem, in welcher Schlafphase sie auftreten. Grundsätzlichen lassen sich die folgenden drei Varianten unterscheiden.

  1. Non-REM-Parasomnie – Aufwachstörungen

Tritt die Parasomnie in der Non-REM-Phase auf, also in der Spanne zwischen Wachsein und Tiefschlaf, handelt es sich um sogenannte Aufwachstörungen. Denn das Gehirn erwacht bei der Aktion nicht vollständig. Zu dieser Gruppen zählen unter anderem:

    • Schlafwandeln (Somnambulismus)
    • Nachtangst (Pavor Nocturnus)
    • Schlaftrunkenheit
Frau schlafwandelt - Parasomnie
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  1. REM-Parasomnie – Schlafstörung in der zweiten Schlafhälfte

Experten bezeichnen mit dem REM-Schlafstadium jene Phase, in der wir intensiv träumen. Er erfolgt gewöhnlich gegen Ende eines 90-minütigen Schlafzyklus. Eine REM-Parasomnie beeinflusst somit den Schlaf in seiner letzten Hälfte. Dieser Form lassen sich zuordnen:

  • Albträume
  • REM-Verhaltensstörung
  • Schlaflähmung (Schlafparalyse)
Junge liegt im Bett und hat einen Alptraum - Parasomnie
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  1. Unspezifische Parasomnie – in verschiedenen Schlafphasen

Einige weitere Formen sind keiner spezifischen Schlafphase zuzuordnen. Das bedeutet, sie können über die gesamte Nachtruhe verteilt auftreten. Dazu gehören vielseitige Erscheinungen wie:

  • Zähneknirschen
  • Reden beim Schlafen
  • Bettnässen
  • Schlafzuckungen
  • Schlafstörungen durch rhythmische Bewegungen
Frau knirscht im Schlaf mit ihren Zähnen
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Im Detail – verschiedene Schlafprobleme genauer erklärt

So unterschiedlich wie die Schlafprobleme, so verschieden auch deren Auswirkung: Ein Blick auf fünf verbreitete Parasomnie-Erscheinungen gibt Aufschluss.

Schlafwandeln

Beim Schlafwandeln kommt es vermehrt in der ersten Schlafhälfte zu nächtlichen Aktivitäten, etwa Aufsetzen im Bett, Aufstehen oder Herumlaufen. Der Betroffene ist dabei jedoch nicht wach. Unfälle ereignen sich daher häufig, vom Anschlagen an Gegenständen bis hin zu gefährlichen Verhaltensweisen. So kann der Schlafwandler leicht ein Fenster mit einer Tür verwechseln oder sich selbst und andere stark gefährden: durch Essen nicht genießbarer Dinge, Selbst- oder Fremdverletzung und einiges mehr. Wichtig ist, den Schlafwandler nicht aufzuwecken, sondern lediglich behutsam ins Bett zurück zu geleiten. Betroffene selbst sollten sich eingehend mit der Problematik auseinandersetzen und überdies auf eine gute Schlafhygiene achten.

Schlafwandler sitzt auf dem Bett mit ausgestreckten Armen
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Pavor nocturnus

Die Nachtangst überfällt vorwiegend Kinder und tritt meistens im ersten Drittel der Nachtruhe auf. Der Schlafende wacht zu Beginn der Tiefschlafphase schlagartig auf, oft begleitet von einem lauten Schrei. Hinzu kommen Zittern, weit aufgerissene Augen und alle Anzeichen echter Panik. Einige Betroffene springen voller Angst aus der Schlafstätte und wollen sogar aus dem Haus fliehen. Auf Beruhigungsversuche von außen reagiert die Person in diesem Moment nicht. Nach etwa fünf bis zehn Minuten lässt die Erregung nach und am nächsten Morgen erinnert sich derjenige in der Regel nicht mehr an das nächtliche Ereignis. Um diese teils dramatischen Situationen zu vermeiden, ist für Erwachsene eine optimale Schlafhygiene unerlässlich.

Albträume

Albträume haben die meisten Menschen schon einmal erlebt. Sie stellen die häufigste Erscheinungsform der Parasomnien dar. Die im Traum erlebten Gefühle von Angst, Trauer oder Ekel werden dabei so stark, dass sie den Betroffenen zum Aufwachen bringen. Je nach Intensität ist daraufhin das Einschlafen nicht mehr möglich, sei es durch die Aufregung oder aufgrund der Angst, der Traum könne sich fortsetzen. Treten Albträume häufig oder gar regelmäßig auf, können sie ernsthaften Schlafmangel und Folgeerscheinungen wie depressive Verstimmungen nach sich ziehen. Deshalb ist es in ausgeprägten Fällen wichtig, den Ursachen auf den Grund zu gehen und diese wenn nötig, mit Hilfe von Experten zu beheben.

Junge hat Alptraum
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Schlafparalyse

Die Schlaflähmung stellt eine der für den Betroffenen angstvollsten Varianten von Parasomnie dar. Bei dieser Art von Schlafstörung ist nach dem Aufwachen keine körperliche Bewegung möglich, außer Atmung und Augenbewegung. Ein plötzliches Gefühl von Lähmung umfasst die gesamte Skelettmuskulatur. Dieser Zustand kann von wenigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten anhalten und fühlt sich für Betroffene meist sehr beängstigend und quälend an. Häufig tritt die Erscheinung beim direkten Aufwachen unmittelbar aus einem Traum auf. Als Ursache wird ein Fortbestehen der natürlichen Lähmung während der REM-Phase vermutet. Diese funktioniert, während wir schlafen, wie eine Sicherung, damit wir die Traumhandlungen nicht tatsächlich ausführen. Bei der Schlaflähmung handelt es sich in erster Linie um ein Symptom von Narkolepsie. Sie kann aber kurzzeitig auch bei dahingehend Gesunden auftreten.

Einschlafzuckungen

Auch die plötzlichen kurzen Zuckungen beim Einschlafen gehören in das Feld der parasomnischen Erscheinungen. Häufig begleitet sie ein Empfinden des Fallens. Sie kommen bei nahezu allen Menschen vereinzelt einmal vor und resultieren einzig aus der Muskelentspannung beim Einschlafprozess.

Harmlos oder gefährlich – wann eine Behandlung nötig wird

Wie die fünf Beispiele entsprechender Schlafstörungen deutlich machen, können die Erscheinungen äußerst facettenreich sein. Während einige Auffälligkeiten wie das unwillkürliche Muskelzucken absolut harmlos sind, können andere Probleme eine Behandlung erfordern. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Schlafqualität beeinträchtigt wird oder aufgrund der Parasomnie ein Schlafmangel mit den typischen Symptomen von Ermüdung und Abgeschlagenheit entsteht – sei es für den Betroffenen und die Angehörigen.

Ganz besonderer Aufmerksamkeit bedürfen jene Störungen, bei denen der Betroffene sich selbst oder andere in Gefahr bringt. In diesen Fällen sollte unbedingt ein Experte weiterhelfen. Zunächst ist der Hausarzt der richtige Ansprechpartner.

Grundsätzlich lässt sich auf Parasomnien mit zwei wichtigen Reaktionen eingehen: Überprüfung – und wenn möglich Behebung – der Gründe sowie eine richtige Schlafhygiene.

Frau im Schlaflabor mit Gehirnstrommessung
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Gründe – Wie entsteht eine Parasomnie?

Zwar sind die Ursachen für die Schlafstörungen noch nicht vollauf erforscht. Als Risikofaktoren gelten jedoch diese Umstände:

  • genetische Veranlagung
  • Stress
  • posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
  • Depressionen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Alkohol sowie Entzugserscheinungen

Da in seltenen Fällen auch beginnende Erkrankungen des zentralen Nervensystems – etwa im Zuge von Epilepsie, Parkinson oder Demenz – ursächlich sein können, empfiehlt es sich immer, derartige Auffälligkeiten bei gehäuftem Auftreten ernst zu nehmen und medizinisch abklären zu lassen.

Die richtige Schlafhygiene gegen Schlafstörungen

Bei den meisten Arten von Parasomnie gehört eine gute Schlafhygiene zu den wichtigsten Empfehlungen, um Abhilfe zu schaffen. Dazu gehören alle Verhaltensweisen, die einen gesunden Schlaf fördern. So sollten etwa Bett und Schlafzimmer optimal auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein.

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Zudem sollte die Umgebung ruhiges Schlafen fördern, etwa durch ausreichende Abdunklung sowie genügend Ruhe und ein angenehmes Schlafklima. Hinzu kommen Tricks wie das konsequente Aufstehen und Zubettgehen zu festen Zeiten. Am Tag sollte der Körper genügend Bewegung haben, um abends ausreichend müde zu sein. Dennoch gilt es auch, Schlafmangel zu vermeiden – denn dieser könnte anschließende Auffälligkeiten begünstigen. Natürlich ist auch ein eigenverantwortlicher Umgang mit Koffein und Alkohol entscheidend.