Die Bonellfeder

« Komfortabel schlafen auf einem Federkern »

In den vergangenen Jahrzehnten haben moderne Werkstoffe wie Latex-, Kalt- und Viscoschaum die klassische Federkernmatratze weitgehend aus dem privaten Schlafzimmer verdrängt. Doch trotzdem kommen in Hotels, Jugendherbergen, Pensionen und anderen touristischen Betrieben Matratzen mit einem Bonellfederkern sehr häufig zum Einsatz. Für diese Präferenz gibt es mehrere Gründe. Denn die Bonellfeder weist gegenüber der Taschenfederkernmatratze und ihrer modernen Konkurrenz aus Schaumstoff eine Reihe von Vorteilen auf. Welche das sind und warum Schlafunterlagen mit Bonellfederkern auch für das heimische Schlafzimmer eine interessante Alternative darstellen, das erfahren Sie in diesem Artikel.

Komfortables Sitzen auf Federn – ein königlicher Luxus

Die bequemen Federkernmatratzen sind eine vergleichsweise junge Erfindung. Die Bonellfeder stammt aus der Zeit der Industrialisierung und verdankt ihren Aufstieg maßgeblich dem englischen Schreiner Thomas Sheraton, der gemeinsam mit Thomas Chippendale und George Hepplewhite – sie bildeten die sogenannten „Big Three“ – das britische Möbeldesign in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts prägte. Er verwendete filigran geschwungene Stahlfedern und baute diese in die Sitzflächen von Polstermöbeln ein, um den Sitzkomfort zu erhöhen. Speziell in Pferdekutschen setzte sich diese Erfindung rasch durch – bewahrte sie doch auf den holprigen und unebenen Landstraßen jener Zeit Personen von blauem Blut vor Beulen und Flecken der gleichen Farbe an ihrem Gesäß.

Pferdekutsche
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Es sollte dennoch rund ein Jahrhundert dauern, bis der deutsche Ingenieur Heinrich Westphal diese Konstruktion aufgriff und daraus eine geschlossene Liegefläche – die erste Federkernmatratze – entwickelte. Wie viele andere später erfolgreiche Erfindungen brachte auch diese ihrem ursprünglichen Schöpfer weder die verdiente Anerkennung noch den erhofften Segen. Kurze Zeit nach seiner innovativen Idee verstarb er zwar verarmt und mittellos, immerhin jedoch bequem liegend, im eigenen Bett. Die von Westphal erfundene Matratze allerdings feierte trotz ihres tragischen Starts einen stetig wachsenden Erfolg. Im Laufe dieser Entwicklung bildeten sich drei verschiedene Typen heraus – die Tonnenfeder-, Bonellfeder- und Taschenfederkernmatratze.

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Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Taschen-, Tonnen- und Bonellfederkern

Allen drei Varianten ist gemeinsam, dass es sich um eine elastische und sehr biegsame Stahlfeder handelt, die das auf ihr lagernde Gewicht aufnimmt und einen steigenden Gegendruck bewirkt. Der prinzipielle Unterschied zwischen einem Tonnen- und einem Bonellfederkern liegt dabei zunächst einmal in der Form. Die Bonellfeder verschlankt sich in ihrer Mitte nach innen, die Tonnenfeder wird – wie der Name bereits nahelegt – an dieser Stelle stattdessen breiter. Daraus ergibt sich eine praktische Konsequenz, die sich ebenfalls auf das Liegegefühl auswirkt, denn bei beiden sind die Federn über Drähte miteinander verbunden und bilden ein zusammenhängendes Geflecht. Allerdings ist dies bei der Tonnenfeder in der Regel an drei Stellen der Fall, während bei einem Bonellfederkern lediglich die Ober- und die Unterseite, nicht aber die Mitte mit benachbarten Elementen fixiert ist.

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Aus diesem Prinzip ergibt sich ebenfalls eine geschlossene Liegefläche, die den Druck weiträumig verteilt – sie besitzt jedoch gleichzeitig eine höhere Punktelastizität, da die einzelnen Federn und die Konstruktion insgesamt weniger starr sind. Ein vollständig anderes Verfahren verwenden hingegen die Taschenfederkerne, bei denen ebenfalls fast ausschließlich Tonnenfedern zum Einsatz kommen. Jede einzelne Feder ist in einer eigenen Tasche eingenäht und wird durch diese statt durch eine horizontale Verbindung zu anderen Federn fixiert. Das erfordert einen deutlich höheren Arbeitsaufwand, der sich auch im Preis niederschlägt. Es ermöglicht jedoch gleichzeitig eine sehr hohe Punktelastizität, da jedes Element unabhängig und für sich agiert. In einigen hochwertigen Matratzen finden sich dabei bis zu 1000 oder mehr Federn pro Quadratmeter, sodass eine sehr feine Abstufung möglich ist.

Mann schläft im Bett
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Eigenschaften einer Matratze mit Bonellfederkern

Generell reagiert eine Bonellfeder vergleichsweise sensibel auf Druck, sie baut allerdings rasch einen starken Gegendruck auf. Weil sie mit den anderen Federn verbunden ist, verteilt sich das Gewicht zudem auf eine größere Fläche und formt dabei eine Liegekuhle, die die Belastung auf eine große Fläche verteilt. Von dieser Eigenschaft profitieren unter anderem Seitenschläfer, weil sich bei ihnen das Gewicht weniger punktuell und mehr flächig verteilt.

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Ein konkreter und nicht zu unterschätzender Nachteil bei einem Bonellfederkern besteht hingegen in der Tatsache, dass hier durch die Verbindung untereinander das alte Sprichwort greift: „Eine Kette ist lediglich so stark wie ihr schwächstes Glied.“ Ist eine einzelne Bonellfeder geschwächt, wirkt sich dies zwangsläufig auf ihre Umgebung aus und der Schaden verstärkt sich während seines Fortschreitens selbst. Deshalb gelten Bonellfederkern- gegenüber Taschenfederkernmatratzen als anfälliger und weniger robust. Darüber hinaus entsteht durch die Verbindung eine Reibung zwischen den Metalldrähten, die im Laufe der Zeit zu dem charakteristischen Quietschen einer alten Federkernmatratze führt.

Besondere Merkmale von Taschenfederkern-Matratzen

Bei Taschenfederkernmatratzen entsteht keine Reibung zwischen Metallteilen, weil jede Feder einzeln in ihrer Tasche eingenäht ist. Darüber hinaus reagieren diese Schlafunterlagen sehr punktgenau und passen sich dem Körper exakt an. Dies kann allerdings auf der anderen Seite einen Nachteil bedeuten, denn durch diese Eigenschaft reagieren Taschenfederkerne zwar sehr flexibel, können jedoch auch bei bestimmten Schlafpositionen einen zu starken Gegendruck entwickeln. Speziell Senioren empfinden dies mitunter als unangenehm, da sie oft über ein sensibleres Körperempfinden als jüngere Menschen verfügen.

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Vorteilhaft ist jedoch, dass eine Taschenfederkernmatratze aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit nach einer Entlastung umgehend in ihre Ausgangsposition zurückkehrt. Dadurch besitzen sie eine ausgezeichnete Rückstellkraft und sind ungewöhnlich formstabil, sodass sich auch bei schweren Nutzern über lange Zeit keine Liegekuhlen bilden. Aus diesem Grund gelten Matratzen mit Taschenfederkern als überdurchschnittlich robust und langlebig.

Der Bonellfederkern – langlebige Alternative zu modernen Materialen

In der Meinung vieler Menschen gilt die Schlafunterlage mit Taschenfederkern als hochwertigere Variante. Tatsächlich weisen Matratzen mit Bonellfederkern aber durchaus spezifische Vorteile. Die Bauweise eignet sich gut für Seitenschläfer und unterstützt ebenfalls die Bauch- und Rückenlage gut, sofern der Schlafende in einer ausgeglichenen Balance zwischen Bauch- und Becken- sowie der Schulterpartie ruht. Ausgeglichen bedeutet hier, dass keiner dieser Bereiche tiefer als der andere einsinkt.

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Dass eine qualitativ hochwertige Matratze mit einem Bonellfederkern eine hohe Zuverlässigkeit und Haltbarkeit aufweisen kann, beweist nicht zuletzt ihre häufige Verwendung in guten Hotels. Diese bevorzugen diese Variante aus guten Gründen, denn einerseits bieten sie einen relativ weichen und bequemen Schlaf, andererseits eignen sie sich besser als andere für unterschiedliche Schlafpositionen. Sie lassen sich deshalb universell einsetzen und bieten sich unter anderem – aber nicht ausschließlich – für Gästebetten an. Selbst bei einer täglichen Verwendung bedeutet ein guter Bonellfederkern keine Einschränkung gegenüber anderen Materialien wie Kaltschaum – zu dem Prüfverfahren renommierter Hersteller zählen unter anderem mehr als 60.000 Spannungen und Entspannungen, ohne dass sich messbare Spuren am Material zeigen. Bei einem Gewicht von 140 Kg beträgt die voraussichtliche Lebenserwartung deshalb deutlich über zehn Jahre, ohne dass sich Spuren von Materialermüdung oder -verschleiß an der Federkernmatratze zeigen.

Boxspring-Matratze BOXXI | mit Bonell-Federkern-Schicht