Schaumstoffmatratzen im Überblick

« Kaltschaum, Gelschaum, Viscoschaum – wo ist der Unterschied? »

Spätestens seit der Jahrtausendwende haben Schaumstoffmatratzen den klassischen Federkern an den Rand gedrängt und stellen seitdem mit wachsendem Abstand den überwiegenden Anteil aller verkauften Modelle. Die modernen Varianten dieser Matratzen haben dabei nur noch wenig mit ihren Vorgängern gemeinsam, die etwa Mitte des 20. Jahrhunderts erstmals auf den Markt kamen. Heutige Schaumstoffmatratzen verwenden unterschiedliche und speziell entwickelte Materialien wie Kalt-, Gel- oder Viscoschaum oder kombinieren diese, um optimale Eigenschaften für einen komfortablen und gesunden Schlaf im eigenen Bett zu bieten. Obwohl alle hochwertigen Matratzen aus Schaumstoff sich grundsätzlich für einen guten und erholsamen Schlaf eignen, ist es dennoch sinnvoll, die Unterschiede und speziellen Merkmale der einzelnen Werkstoffe zu kennen, um eine perfekte Wahl treffen zu können.

Jede Schaumstoffmatratze basiert auf einem einfachen Prinzip

Eine Schaumstoffmatratze besteht – der Name legt es bereits nahe – aus aufgeschäumtem Kunststoff oder Rohgummi. In ein flüssiges Rohmaterial wie beispielsweise Latex oder Polyurethan (PUR oder PU) wird während der Herstellung ein Gas wie Kohlendioxid geleitet oder ein Treibmittel gegeben, so dass dieses aufschäumt und während dieses Prozesses erstarrt. Das Prinzip entspricht im Wesentlichen demjenigen, das beim Backen eines Brotes oder eines Kuchens zum Einsatz kommt – lediglich, dass hier Bakterien wie Hefe Gase bilden, die den Teig aufquellen lassen und ihn locker und luftig machen. Die Probleme, die bei diesem Vorgang auftreten, ähneln sich allerdings ebenfalls.

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Die Verteilung der Bläschen und der Aufbau und Zerfall des Schaumes erfolgen insgesamt nach einem statistisch prognostizierbaren Muster, auf kleiner Skala allerdings vollständig chaotisch, zufällig und nicht steuerbar. Bei einem Teig ist es möglich, bestimmte Faktoren durch die Zutaten und die Verarbeitung zu regeln – beispielsweise seine Zusammensetzung, die Zahl und durchschnittliche Größe der erwünschten Bläschen oder seine Konsistenz. Niemand kann jedoch exakt vorhersagen, an welcher genauen Stelle sich eine Gasblase bildet oder welche Größe eine einzelne unter ihnen voraussichtlich entwickelt. Um beispielsweise einen hochwertigen Viscoschaum herzustellen, sind deshalb eine sehr exakte Steuerung und ein genaues Monitoring des Prozesses erforderlich.

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Dies begründet auch den teilweise hohen Preisunterschied zwischen verschiedenen Matratzen. Der Aufwand bei der Fertigung und den Kosten steigt mit der garantierten Qualität der Rohstoffe und des Endproduktes kontinuierlich an – gleichgültig, ob es sich um Gelschaummatratzen, Viscoschaummatratzen oder Kaltschaummatratzen handelt.

Die elementaren Unterschiede zwischen den Schaumstoffmatratzen

Die wesentliche Differenz zwischen den unterschiedlichen und weithin verbreiteten Schaumstoffmatratzen-Varianten Komfort-, Kalt-, Gel- und Viscoschaum liegt einerseits in dem Material. Innerhalb jeder dieser Kategorien bestehen wiederum individuelle und qualitativ deutliche Unterschiede, die sich aus der Herstellung ergeben.

Ein wichtiges Merkmal ist beispielsweise das Raumgewicht. Es sagt aus, wie viel Rohmaterial in einem Kubikmeter Schaumstoff steckt und gibt dadurch indirekt einen Hinweis auf die Größe und Verteilung der Hohlräume.

Bei einem niedrigen Raumgericht sind diese groß und teilweise allein durch diesen Umstand ungleichmäßig geformt. Ein hohes Raumgewicht weist hingegen auf eine kleine und nahezu einheitliche Kugelform hin. Diese Struktur erweist sich als überdurchschnittlich belastbar, denn neben der höheren Materialdichte gelten die universellen Gesetze der Physik, nach denen runde Strukturen einen hohen Widerstand gegenüber mechanischer Belastung aufweisen.

Komfortschaum – eine einfache Matratze für gelegentliche Verwendung

Unter dem Namen Komfort- verbirgt sich in Wirklichkeit Heißschaum. Das Aufschäumen findet unter hohen Temperaturen in flüssigem PUR Kunststoff statt, der während des Prozesses erstarrt. Diese Sorte Schaumstoffmatratze besitzt nur eine niedrige Formstabilität und eine entsprechend geringe Haltbarkeit.

Sie wird von renommierten und qualitätsbewussten Herstellern mittlerweile kaum noch angeboten, die sich stattdessen auf hochwertigen Visco-, oder Kaltschaum konzentrieren. Eine solche Matratze kann allerdings eine sinnvolle Anschaffung für eine begrenzte Zeit oder Personen mit geringem Körpergewicht sein – etwa als günstige Gästematratze oder Übergangslösung für Kinder. Mit hochwertigem Viscoschaum kann sie sich in keinem Fall messen.

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Kaltschaum – der Standard für eine moderne Schaumstoffmatratze

Die Kaltschaummatratzen stellen die Weiterentwicklung der ersten Generation Komfortschaum dar und unterscheiden sich von diesen, indem das Material im kalten statt heißen Zustand aufgeschäumt wird. Dies birgt zahlreiche Vorteile bei der Qualität, weil es eine bessere und gleichmäßigere Verteilung der Hohlräume ermöglicht und sich feinere Strukturen herausbilden.

Hochwertige Kaltschaummatratzen mit einem Raumgewicht von 60 und mehr besitzen bei täglichem Gebrauch und guter Pflege eine voraussichtliche Lebenserwartung von zehn Jahren und länger. Problematische Auswirkungen auf Kaltschaum haben neben der Überlastung durch hohes Gewicht vor allem starke Hitze und eine hohe Luftfeuchtigkeit – beides schwächt das Material und beschleunigt die Bildung von Kuhlen an belasteten Stellen. Aus diesem Grund ist Kaltschaum zwar keine günstige Wahl für tropische und subtropische Klimazonen, in Mittel- und Nordeuropa allerdings durchaus zu empfehlen.

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Viscoschaummatratzen – Technologie für den Weltraum im eigenen Bett

Aus den Laboren der NASA stammt mehr als eine Erfindung, die heute aus dem Alltag vieler Menschen kaum noch wegzudenken ist – Viscoschaum zählt neben Teflon vielleicht zu den bekanntesten unter ihnen. Sein Prinzip beruht auf einem thermoelastischen Schaumstoff, der einerseits seine Konsistenz durch die Berührung mit der menschlichen Haut ändert, andererseits dabei einen Memory-Effekt aufweist.

Das bedeutet, dass Visco-Schaumstoffmatratzen an den Stellen, auf denen der Körper im Bett aufliegt, stärker nachgeben. Daraus resultieren eine bessere Verteilung des Gewichts und eine stützende Funktion der Seiten. Der Nachteil von Viscoschaum liegt darin, dass die Matratze bei einer Änderung der Position eine bestimmte Zeit von mehreren Sekunden benötigt, um sich erneut an die Körperhaltung anzupassen.

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Gelschaummatratzen – Hightech für einen komfortablen Schlaf

Bei den Gelschaummatratzen bestehen die Hohlräume nicht ausschließlich aus Gasbläschen, sondern beinhalten zusätzlich ein leicht zu verdrängendes Gel. Sie entsprechen weiterentwickelten Kaltschaummatratzen, die einige Vorteile von Viscoschaum aufweisen, im Gegensatz zu diesen aber schnell und zuverlässig auf Druck und nicht auf Körperwärme reagieren.

Gemeinsam mit Viscoschaum haben diese Matratzen, dass sie eine geringe Atmungsaktivität aufweisen, weil ihre Struktur die Luftzirkulation hemmt. Das bedeutet einen konkreten Nachteil für Menschen, die im Bett schnell oder viel transpirieren. Sie sollten lieber Kalt- statt Gelschaum bevorzugen.

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Welche Schaumstoffmatratze eignet sich für welches Bett?

Gelschaummatratzen, Viscoschaummatratzen oder Kaltschaummatratze? Wesentliche Entscheidungskriterien bilden das Schlafverhalten und der eigene Organismus. Viscoschaum und Gelschaum bieten sich beispielsweise für Personen an, die ruhig schlafen, nicht übermäßig schwitzen und aus gesundheitlichen oder individuellen Gründen eine hohe Punktelastizität schätzen. Kaltschaum bietet einen ausgezeichneten, kostengünstigen Kompromiss bei allen Belangen und sollte deshalb stets in Erwägung gezogen werden.

Entscheidend in allen Fällen ist hingegen, auf eine gute Qualität zu achten – nur bei ausreichender Formstabilität über lange Zeit und einer passenden Abstimmung zwischen Matratze und Lattenrost ist ein gesunder Schlaf im Bett gewährleistet.